Norderney erklärt Giftkraut auf den städtischen Wiesen den Kampf
Norderney Es besteht dringender Handlungsbedarf, da waren sich die Ausschussmitglieder des Umweltausschusses quer über die Parteigrenzen in ihrer Bewertung einig. Die Rede ist vom Jakobskreuzkraut, das sich auf den Weideflächen entlang des Karl-Rieger-Weges in den Sommermonaten explosionsartig verbreitet. Die Sozialdemokraten sehen in dem üppigen Wachstum der Pflanze eine Gefährdung des Tierwohls bei Pferden und stellten deshalb einen entsprechenden Antrag, dem Jakobskreuzkraut auf Norderney auf den Leib zu rücken.
Das Jakobskreuzkraut (lateinisch Senecio jacobaea) ist eine giftige Pflanze, die für Pferde im Besonderen gefährlich sein kann. Der Verzehr des Jakobskreuzkrauts kann zu Leberschäden bei den Tieren führen und im schlimmsten Fall sogar tödlich für die Pferde enden. Die Pyrrolizidinalkaloide reichern sich im Pferdeorganismus an und verursachen schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt über ungezählte Samen, die ähnlich wie beim Löwenzahn über den Wind verbreitet werden. Optimale Vermehrungsbedingungen findet das Jakobskreuzkraut auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Besonders häufig ist es daher auf Pferdeweiden anzutreffen. Dort verbreitet sich das Jakobskreuzkraut besonders üppig und sprunghaft. Wie aber nun der Pflanze Herr werden? So sollte auf jeden Fall die Samenbildung des Jakobskreuzkrauts verhindert werden. „Am besten wäre es, man würde die Pflanzen auf den Weideflächen vor der eigentlichen Blühphase ausziehen“, stellt Ausschussmitglied Bernhard Onnen (FWN) heraus.
Das käme aber wohl einer Sisyphosarbeit gleich. Wie auch immer man das Problem letztendlich angeht, in jedem Fall sieht die Politik aber auch die Pächter und Besitzer der Weideflächen mit in der Verantwortung. Die Sozialdemokraten hatten in ihrem Antrag gefordert, dass die Stadt Norderney in Zusammenarbeit mit Umweltschutzorganisationen eine koordinierte Entfernungs- und Entsorgungsaktion für das Jakobskreuzkraut auf der Insel durchführt. Weiterhin sollten Container, speziell für die Pflanzenart, aufgestellt werden, in die jedermann, der das Kraut entfernen will, die Pflanzen auch fachgerecht entsorgen kann. Letzter Vorschlag fand ein breites Echo der Ausschussmitglieder des Umweltausschusses. Die Container sollen ihren Platz in oder in unmittelbarer Nähe der Reitanlagen haben, um missbräuchliche Entsorgung von Hausmüll oder anderen Dingen vorzubeugen. Untersuchungen von alternativen biologischen Bekämpfungsmethoden wie zum Beispiel dem „Blutbär“ wurden schon im Vorfeld von der Verwaltung geprüft und nicht für zielführend gehalten. Denn die Raupe befindet sich schon auf der Insel und hätte mit einer weiteren Verbreitung eventuell für neue Problemfelder gesorgt. Inseltierärztin Katrin Solaro sieht das Ganze pragmatisch: „Das Problem ist ja nicht neu. Wir haben uns auch in der Vergangenheit immer wieder bemüht, mit frühzeitigem Ausziehen der Pflanze etwas zu bewirken und das ist uns auch bedingt gelungen“.
Die Inseltierärztin sieht aber auch gute Perspektiven für eine gemeinsame Aktion aller Kräfte. „Warum sollte man nicht ebenso wie für Säuberungsaktionen am Strand auch eine für die Freihaltung der Weideflächen vom Jakobskreuzkraut starten können?“ Die Pferde werden es den Helfern sicher danken.
Natürlich, so weiß es auch Katrin Solaro, verschmähen die Tiere das Jakobskreuzkraut, weil es ihnen zu bitter ist. „Die lieben viel mehr das kurz geschnittene Gras, wie sie es bei uns auf der Insel vielfach vorfinden.“
Getreu dem Motto „Vorbeugen ist besser als Heilen“ ist die wichtigste und nachhaltigste Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung des Kreuzkrautes zusätzlich zum Ausziehen die Sicherstellung einer dichten Grünlandnarbe ohne größere Fehlstellen.