Der Queller – das salzige Küstenkraut ist ein Pionier

Norderney Zurzeit ist der Queller, den man auch Salzkraut oder Meeresspargel nennt, nahe der Salzwiesen in Massen vertreten. Er spielt als Pionierpflanze auf Salzböden in Verlandungszonen eine wichtige Rolle beim natürlichen Küstenschutz. Sie ist aber auch ein schmackhaftes Wildgemüse, das in einigen Ländern gezielt angebaut wird und selbst in Deutschland für kommerzielle Zwecke kultiviert werden könnte. In die deutsche Edelküche hat die Pflanze schon lange ihren Einzug gefunden. „Ernten“ allerdings darf man den Queller nicht, weil er unter Naturschutz steht.

Botanik des Salzkrauts

Das Salzkraut, lateinisch Salicornia europaea, gehört wie Mangold und Spinat zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae). Die knapp 30 Arten der Gattung Salicornia kommen weltweit an sandigen und schlickigen Küsten sowie an Salzseen vor. Dort besiedelt der Queller als Pionierpflanze die flachen Gezeitenbereiche, da er hohe Salzkonzentrationen gut vertragen kann. Möglich macht dies eine besondere Anpassung an die salzige Umgebung: Die Pflanze lagert das überschüssige Salz in speziellen Hohlräumen, wo es sich über die gesamte Vegetationszeit hinweg anreichert. Gleichzeitig muss auch der Wassergehalt erhöht werden, um die Salzkonzentration in der Pflanze zu verringern. Aus diesem Grund gleicht der Queller einem kleinen Kaktus. Und vom „Quellen“ leitet sich auch der Name ab. Am Ende der Vegetationsperiode, im Oktober, ist der Salzgehalt so hoch, dass sich die Pflanzen rotbraun verfärben und absterben. Wenn dann bei Frost die Samenkapseln aufspringen und bis zu 10 000 Samen pro Pflanze durch die Strömung verteilt werden, ist die Basis für die nächste Generation Salzkraut gelegt.

Verfügbarkeit

Der Queller schützt die Meeresküsten. Denn er befestigt Überflutungsbereiche und trägt zur Anhäufung und Bindung von Schwebstoffen bei. Diese sogenannte Sedimentation führt allmählich zur Verlandung. Daher plädieren Naturschützer dafür, wild wachsende Pflanzen zu schonen. Für den kommerziellen Bedarf wird Queller in kleinen Mengen in den Niederlanden in Gewächshäusern kultiviert, aber auch in Israel, Mexiko und Frankreich. In deutschen Supermärkten wird das Gemüse seit einigen Jahren als Importware an Fischtheken angeboten. Um das zu ändern, führt das Gartenbauzentrum Geisenheim seit dem Jahr 2017 Anbauversuche mit Queller durch. Interessierten Gärtnereien soll eine Kulturanleitung an die Hand gegeben werden, um insbesondere für „marktnahe“ Anbauer in Ballungsräumen eine lohnenswerte Erweiterung der Produktpalette zu schaffen. Auf Norderney wächst er von ganz allein.