Neue Brutvogelart auf Norderney
Ornithologe Dr. M. Temme: Die Saatkrähe ist ein Koloniebrüter
Gut zu erkennen ist der helle Schnabelgrund. Foto: Nabu
Norderney Kürzlich informierte die Rangerin Frauke Gerlach den Ornithologen Dr. Manfred Temme, dass sie in der Napoleonschanze, in der Nähe der Waldkirche 32 und im Argonner-Wäldchen 16 Nestanlagen der Saatkrähe gefunden hatte. Eine etwas spätere Meldung erreichte sie von dem Fund von zwei Nestern im Jahr 2023 von den Bundesfreiwilligen Ole und Michel des NLWKN. Dies sind neben der ostfriesischen Insel Spiekeroog die ersten Brut-Vorkommen der Saatkrähe auf der Insel Norderney.
Das ist auf Norderney gut möglich, da die Art als Baumbrüter genügend Wald mit hohen Bäumen vorfindet. Sonst kommen besonders in Osteuropa aber auch im westlichen Teil Bruten von Saatkrähen vor. Im übrigen Deutschland ist die Art als Brutvogel mehr „fleckenartig“ verbreitet. Um 1850 gab es in Niedersachsen etwa 65000 Brutpaare, der Bestand ist um 1970 auf 2000 gefallen (wie aus dem Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen hervorgeht). Laut eines Rundbriefes hat sich der Bestand für Niedersachsen jetzt auf 42500 Brutpaare erholt.
Als Durchzügler und Wintergast war die Saatkrähe bisher ein regelmäßiger Gastvogel. In Dr. Temmes wissenschaftlichem Vogelbuch „Die Vögel der Insel Norderney“ aus 1995, ist im einzelnen beschrieben, wie viele sich gelegentlich hier aufhielten. Maximal nächtigten 300 bis 500 Saatkrähen zusammen mit Dohlen und anderen Krähenarten im sogenannten Erlenwäldchen. Tagsüber gingen sie am Strand, auf den damaligen offenen Müllplätzen und im Gelände der Nahrungssuche nach. Die Saatkrähe ist leicht von anderen Krähenarten zu unterscheiden. Am auffälligsten ist der helle, kahle Schnabelgrund, auf dem viele Federn ausgefallen sind. Aber auch die Rufe klingen etwas anders als die der Rabenkrähe. Wer sich damit auskennt, kann beide sehr ähnlichen Arten damit gut auseinanderhalten.