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20. Juni 2023, 07:00 Uhr
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Aktionstag Krankenhäuser

Auch die Inselklinik von Norderney nimmt an der bundesweiten Protest-Aktion teil

Aktionstag Krankenhäuser

Norderney Noch hat Deutschland im Vergleich zu seinen Nachbarländern eine gute Struktur an Krankenhäusern und es gibt flächendeckend Kliniken. Doch diese kämpfen bereits seit längerer Zeit mit Personalengpässen und nicht zu meisternden finanziellen Belastungen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) befürchtet schon seit längerer Zeit eine „Insolvenzwelle“.

„Durch die Covid-Auswirkungen hat sich die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser besonders im Jahr 2021 dramatisch verschlechtert, und auch 2022 und 2023 bleibt die Entwicklung negativ“. Das sind die Ergebnisse des „Krankenhaus Rating Reports“, der nun in Berlin vorgestellt wurde. Der Rating Report ist eine Reihe von wirtschaftswissenschaftlichen Studien, welche die finanzwirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser durch aktuelle und zukünftige Ratings analysiert. Das wichtigste Ziel dabei ist die Schaffung von Transparenz im deutschen Krankenhausmarkt.

Noch dramatischer als die Ergebnisse von 2023 ist die Prognose für das kommende Jahr. Rund 80 Prozent der Kliniken werden ein negatives Jahresergebnis verzeichnen. Entscheidend werden dabei die hohen Personalkostensteigerungen sein, die nur teilweise refinanziert sind. Der Ratingreport fordert deshalb schnelle Entscheidungen der Politik, um den laufenden kalten Strukturwandel zu beenden.

Mit einem Protesttag am heutigen 20. Juni will die DKG auf die „alarmierende und dramatische finanzielle Lage der Kliniken“ hinweisen. „Wir werden an unserem Protesttag die Kliniken nicht schließen, wir werden nicht streiken. Wir werden aber deutlich machen, das Krankenhäuser als das Rückgrat der medizinischen Daseinsvorsorge gefährdet sind“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß.

Auch das Norderneyer Krankenhaus schließt sich diesem Protest an und wendet sich per E-Mail, Posts und den Einsatz neuer Medien bei Politik und Öffentlichkeit. Unterstützt werden kann der Aufruf für eine gesicherte Krankenhausfinanzierung durch einen Eintrag in eine Petition, die unter dem Link: https://www.dkgev.de/fair/ihre-stimme-fuer-die-krankenhaeuser/ zu finden ist Je mehr Unterschriften, desto besser.

Jedes Krankenhaus in Deutschland befindet sich in einer unikalen Situation – überall sind die Sachverhalte etwas anders. Aber auch das Krankenhaus Norderney, das durch die touristische Inselstruktur, die medizinische Rückendeckung für bis zu 50000 Menschen ist, ist kein Selbstläufer. Bürgermeister Frank Ulrichs formulierte es in seinem jüngsten Bürgerbrief vorsichtig: „Es freut mich (...), dass die Existenz unseres Krankenhauses weder in Bezug auf den bevorstehenden Neubau in Uthwerdum noch vor dem Hintergrund der aktuellen Reformpläne von den Fachleuten infrage gestellt wurde. Für den Erhalt unseres Krankenhauses spreche nach wie vor der jährlich gezahlte Sicherstellungszuschlag“, so Ulrichs.

Das insulare Klinikteam jedenfalls schließt sich dem bundesweiten Protest an und ruft zur Unterstützung der Petition auf, deren Hauptforderung eine sofortige Beseitigung der strukturellen Unterfinanzierung der Krankenhäuser ist, um unkontrollierte Krankenhausinsolvenzen und Versorgungsverschlechterungen abzuwenden.

Dr. Gerald Gaß: „Die Bevölkerung hat zu Recht die Sorge, dass Krankenhausstandorte aus wirtschaftlicher Not heraus geschlossen werden, die wir aber in Zukunft für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung dringend brauchen werden. Ohne ein Vorschaltgesetz werden wir viele Kliniken verlieren, bevor die von Minister Lauterbach propagierte Reform überhaupt greifen kann. Inflationsdruck, fehlende Investitionsförderung und strukturelle Unterfinanzierung treiben die Krankenhäuser schon heute in so schwere wirtschaftliche Not, dass viele von ihnen Abteilungen schließen, Insolvenz anmelden oder sogar ganz schließen müssen. Das hat tief greifende Folgen für die Versorgung, gerade in den Regionen, in denen die Menschen schon heute Schwierigkeiten haben, Arzttermine zu bekommen. Es gilt mehr denn je: Alarmstufe Rot.“

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