Amprion will Seekabel vor Norderney verlegen
Die zukünftige Kabeltrasse wird im Vorfeld auf mögliche Kampfmittel untersucht
Norderney Übergangsnetzbetreiber Amprion untersucht sein Monatsbeginn den Baugrund im Wattenmeer zwischen Küste und Norderney sowie im Nearshore-Bereich vor der Insel. Mit den Untersuchungen werden die Eigenschaften des Bodens für die Seekabelverlegung des Offshore-Netzanbindungssystems DolWin4 erkundet. Zusätzlich wird die Kabeltrasse auf Kampfmittel untersucht. Die Maßnahmen werden von der Firma Sulmara im Auftrag des Kabellieferanten Prysmian durchgeführt.
Für das Offshore-Netzanbindungssystem DolWin4 verlegt Amprion Kabel in der ausschließlichen Wirtschaftszone, im niedersächsischen Küstenmeer sowie an Land zwischen der Küste und Lingen. Im Bereich des Wattenmeers sowie nördlich von Norderney finden die ersten vorbereitenden Maßnahmen für die Seekabelverlegung statt.
Die Kabeltrasse wird nach Munition abgesucht
Dabei handelt es sich um sogenannte UXO- und Geosurveys. Bei den UXO-Surveys wird die spätere Kabeltrasse auf Kampfmittelfunde untersucht. Die Abkürzung UXO steht für „unexploded ordnance“, also Blindgänger. Die Geosurveys fokussieren sich hingegen auf die Bodenbeschaffenheit und liefern somit wichtige Informationen für die Baumaßnahme. Amprion wird im Sommer 2025 mit der Kabelverlegung im Wattenmeer und Nearshore-Bereich beginnen.
Bei den Untersuchungen kommen zwei unterschiedliche Schiffe zum Einsatz. Im Nearshore-Bereich wird das bemannte Schiff „Manor Brunel“ genutzt. Im Riffgat wird hingegen ein modernes, autonomes und batteriebetriebenes Untersuchungsschiff eingesetzt. Durch eine kleinere Silhouette, geringeren Tiefgang und einen geringeren Geräuschpegel als herkömmliche Vermessungsschiffe wird der Eingriff der Maßnahme auf die Tierwelt und ökologisch empfindliche Gebiete minimiert.
Zusätzlich wird mittels einer ultraleichten Untersuchungsdrohne für Landvermessungen und Kampfmitteluntersuchungen auch die Kabeltrasse auf Norderney untersucht.
Die eingesetzten Schiffe starten vom Norderneyer Hafen aus. Die weitestgehend parallel verlaufenden Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 gehören zu den wichtigen Energiewende-Projekten in Deutschland. Sie sollen 2028 in Betrieb gehen. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 beziehungsweise 125 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste.
Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 Kilometer als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo Amprion sie in der Folge an sein Übertragungsnetz anschließen wird. Dort ging im April 2023 das bekannte Kernkraftwerk Emsland vom Netz. DolWin4 und BorWin4 stellen fortan sicher, dass die entfallene Erzeugungskapazität durch 1,8 GW Offshore-Windenergie ersetzt wird.