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16. April 2024, 07:30 Uhr
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ca. 2min 49sec

Wie sich die Stadt Norderney auf mögliche Katastrophen vorbereitet

Die Politik bekam einen umfangreichen Sachstandsbericht. Dabei wurde deutlich: Wenn wirklich etwas ernstes passiert, dann ist die Stadt mit ihren normalen Strukturen überfordert. Ein Krisenstab muss her.

Starke Sturmfluten und deren immer schwerwiegenderen Folgen sind eine der Bedrohungen.

Starke Sturmfluten und deren immer schwerwiegenderen Folgen sind eine der Bedrohungen. © noun

Norderney Spätestens seit den Hochwasserkatastrophen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und zuletzt in Niedersachsen sowie dem Überfall Putins auf die Ukraine dürfte vielen die Notwendigkeit von Gefahrenabwehr und Bevölkerungsschutz bewusst gemacht haben.

Im Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr informierte der Fachbereichsleiter für die Bürgerdienste, Jürgen Vißer auf Wunsch der Politik über die unterschiedlichen Szenarien und Zuständigkeiten beim Katastrophen- und Zivilschutz auf der Insel. Zu unterscheiden sind dabei die natürlichen Gefahrenlagen wie Sturmflut, Orkan oder Starkregenereignisse und die von Menschen gemachten Gefahren wie Krieg, Havarien, Terrorismus oder Systemversagen. Am Beispiel eines möglichen Stromausfalls verdeutliche Vißer eine Problemstellung: „Kommunikation, Gesundheitsversorgung, Mobilität und Lebensmittelversorgung – all diese Bereiche wären eingeschränkt, gestört oder würden ausfallen, wenn es zu einem großflächigen und lang anhaltenden Stromausfall kommen würde.“ Die Stadt Norderney beteiligt sich aktiv am Katastrophenschutz. Die Kommune ist darüber hinaus als Betreiberin kritischer Infrastruktur verpflichtet, zur Katastrophenvorsorge eine eigene Notfallplanung auf die Beine zu stellen. Das heißt Unterstützung im Katastrophenschutz und bei der Zivilen Verteidigung zu leisten, Meldeköpfe der verschiedensten Art vorzuhalten, Bereitstellungsräume für eigene Einsatzkräfte je nach Bedarf einzurichten, Notunterkünfte bereitstellen, Sammelpunkte für Evakuierungen zu benennen, Nottrinkwasserausgabestellen zu garantieren oder Jodausgabestellen anzuzeigen. Jede Menge an Aufgaben, die in Krisenfällen auf die Kommune zurollen.

Für einen Schadensfall, in welcher Form auch immer, ist im Regelfall – wenn nicht andere Behörden damit beauftragt sind – die Behörde der allgemeinen Gefahrenabwehr, die Gemeinde, also die Stadt Norderney, zuständig.

Im Falle einer Sturmflut und der damit verbundenen Deichverteidigung hat das Land Niedersachsen und als Landesbehörde der NLWKN den Hut auf. Sollten allerdings zur Abwendung einer durch eine Sturmflut entstehenden Wassergefahr besondere Maßnahmen notwendig werden, haben die Gemeinden auf Anordnung der für die Gefahrenabwehr zuständigen Behörden die erforderliche Hilfe zu leisten.

Notfälle, Krisen und Katastrophen erfordern rasche und zielgerichtete Entscheidungen in einer Weise, die übliche organisatorische Prozesse und Strukturen überfordert. Die Vorbereitung der Stadt im Krisenmanagement bedeutet planerische und personelle Gestaltung schon im Vorfeld. So müssen speziell zusammengesetzte und mit besonderen Befugnissen ausgestattete Gefahrenabwehrstäbe, um die Bewältigung dieser Ausnahmesituationen zu leiten, auf den Weg gebracht werden. Die sogenannte Führungsorganisation im Krisenmanagement unterscheidet dabei in drei Führungsbereichen: Zuvorderst der politisch Gesamtverantwortliche, im Falle von Norderney Bürgermeister Frank Ulrichs, ferner eine operativ-taktische Leitung, hier ist die Einsatzleitung der Feuerwehr zu nennen. Und als dritte Führungsebene die administrativ-organisatorische Komponente als Aufgabe der Verwaltung. Einiges von dem, was getan werden muss, hat Norderney schon initiiert und auf den Weg gebracht. So wurden der Sturmflutalarmplan fortgeschrieben, zahlreiche Feldbetten ebenso wie ein Satellitentelefon angeschafft.

Eine Notstromversorgung für die wichtigsten systemrelevanten Institutionen steht zur Verfügung. Ferner wurde ein Maßnahmenkonzept für Starkregenereignisse erarbeitet und in Teilen auch schon umgesetzt. Trotzdem muss noch weiter an Details und der fortlaufenden Planung für die Insel gearbeitet werden. Dazu gehört eine detaillierte Erstellung des Gefahrenabwehrplanes mit Erstellung von Sonderplänen mit Notfalltreffpunkten, sogenannten Katasstrophenschutz-Leuchttürmen bei großflächigem und länger andauerndem Stromausfall. In dem Gesamtkonzept spielen auch Sirenen wieder eine bedeutende Rolle, um die Bevölkerung in Krisensituationen zu warnen. Wurde diese nach Ende des Kalten Krieges als nicht mehr notwendig erachtet, hat nun auf allen Ebenen ein Umdenken stattgefunden.

Für die Wiederaufstellung von Sirenen auf Norderney ist der Landkreis Aurich in der Verantwortung. Ein Rahmenvertrag sieht vor, dass bis spätestens Ende 2025 das Kreisgebiet mit einem modernen Sirenennetz ausgestattet werden soll. Aktuell findet durch einen Auftragnehmer eine Bewertung von möglichen Standorten für die Aufstellung der Sirenen statt.

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