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19. November 2020, 06:00 Uhr
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Ein guter Naturkenner: Heero Jacobs

Ende Oktober verstarb Bäckermeister Heero Jacobs, Mitbegründer der BUND-Ortsgruppe sowie ein Ideengeber des Nationalpark-Hauses. Dr. Manfred Temme gedenkt dem Naturschützer.

Heero Jacobs

Heero Jacobs © Leidig vel

Norderney/BD – 2008 wurde Heero Jacobs beim Neujahrsempfang der Stadt für sein Engagement geehrt: Zu meinen, weil er 1967 zu den Gründern der BUND-Ortsgruppe gehörte, zu anderen, weil sich in „einzigartiger Weise für das Nationalparkhaus eingesetzt“ hat. Darauf wies die damalige stellvertretende Bürgermeisterin Karin Rass in ihrer Laudation hin. Sie war es, die vom „Wanderer im Nebel“ sprach, der sich von Kindesbeinen an mit der Insel vertraut, ein umfangreiches Wissen über Flora und Fauna der Insel angeeignet hatte und in den 1960er- und 1970er-Jahren Führungen anbot, um andere zu begeistern. Jacobs galt als Ideengeber und Mitgründervater des Nationalpark-Hauses. Ihm war es laut Rass zu verdanken, dass dort Walkiefer- und Rippenknochen Einzug hielten, die er eigenhändig ausgegraben hatte. Der Bäckermeister scheute auch nicht, sich mit dem Energieriesen Statoil sowie E.on anzulegen, als im Inselosten Gaspipelines gelegt werden beziehungsweise Horizontalbohrungen vorgenommen werden sollten. Jacobs entdeckte Austernpilze und den seltenen Sumpf-Bärlapp auf der Insel. 2002 war er in Hannover mit dem Konrad-Buchwald-Preis für Ehrenamtliche im Umwelt- und Naturschutz ausgezeichnet worden.

Dr. Manfred Temme sagt, er habe Heero Jacobs als einen guten Vogelkenner schätzen gelernt. „In den Sechziger- bis Neunzigerjahren arbeiteten wir oft zusammen bei den monatlichen Vogelzählungen für das Niedersächsische Landesamt für Ökologie.“ Meist teilten sie sich die großen Beobachtungsgebiete in West und Ost, bis zur Möwendüne, untereinander auf. Im Jahr 1970, als Temme die Insel für eine fast fünfjährige Abordnung auf die Philippinen verließ, bearbeitete Jacobs besonders intensiv die Vogelwelt und hinterließ seinem langjährigen ornithologischen Weggefährten viele Notizen über die Anzahl der gesehenen Brutvögel und Durchzügler, auffällige Besonderheiten sowie die Gesangsaktivitäten der Singvögel. Laut Temme schrieb Jacobs im Tagebuch über angespülte Ölpestopfer (Trottellummen, Tordalke).


„Einmal, im Jahr 1972, veröffentlichte er eine kurze Arbeit in einer ornithologischen Fachschrift über Steinwälzer, die auch vom Menschen dargebotene Brotkrumen aufnahmen“, erzählt Temme. Zwei Begebenheiten mit Heero Jacobs sind dem Biologen unvergesslich: Während einer mehrwöchigen Schottlandfahrt parkte Temme mit Frau Anfang Juni 2007 mit seinem Campingwagen auf einem großen Platz in der Hafenstadt Ullapool im Nordwesten des Landes. Es erschien plötzlich ein Reisebus, aus dem viele ostfriesische Reisende ausstiegen. Beim genaueren Hinsehen erkannten sie Jacobs mit seiner Frau darunter und begrüßten sich herzlich.

„Eine andere interessante Begegnung mit Heero Jacobs hatte ich im Nordwestteil des Südstrandpolders. Ohne sich verabredet zu haben trafen wir uns beide fast gleichzeitig an einer großen Pflanze des Riesen-Bärenklaus. Beide hatten wir eine Säge in der Hand und wollten die gefährliche, invasive und unerwünschte Pflanzenart aus Südost-Europa aus dem Gebiet entfernen“, so Temme.


Beim schon genannten Neujahrsempfang im Januar 2008 standen Jacobs und Temme als Geehrte vor über 500 Gästen auf dem Podium im Haus der Insel. Sie erhielten als „Streiter für den Umweltschutz und Ornithologie“ von der Stadt Norderney aus den Händen des damaligen Bürgermeisters Ludwig Salverius je eine Medaille und eine Urkunde.

Eine BUND-Ortsgruppe zu gründen, habe Jacobs angetrieben, weil er laut Temme die beginnenden Veränderungen in der Umwelt und Belastungen durch steigende Gästezahlen wahrnahm.„Sein bescheidenes, unaufgeregtes Wesen und seine Verbundenheit mit Natur und Menschen machten ihn auch zu einem Berater in den kommunalen Gremien, dessen Wort Gehör fand. Heero Jacobs war ein Insulaner, dem die Bewahrung der Natur seiner Heimat am Herzen lag und der deshalb den Nationalpark Wattenmeer als Notwendigkeit und Auszeichnung verstanden hat“, sagt sein langjähriger Wegbegleiter Temme.

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