Forschungsstelle Küste: Ratsherr lässt Gegengutachten erstellen
Nach Besichtigung des Gebäudes kommt der Fachmann zu anderen Schlüssen als das Umweltministerium.
Norderney/BD – Hayo Moroni, Ratsherr der Freien Wähler und Kreistagsabgeordneter, will nach wie vor nicht die Behauptung stehen und gelten lassen, dass das Gebäude der Forschungsstelle Küste marode sei und aus Sicherheitsgründen geräumt werden soll. Bereits am 7. September meldete er sich in der Zeitung mit „Alles Lug, Trug und Heuchelei!“ zu Wort.
Im Oktober unternahm Moroni einen Ausflug in das Gebäude der Forschungsstelle, um seine Aussagen zu untermauern. Mit dabei hatte er einen Ingenieur und einen Baugutachter, der jetzt seine Stellungnahme über die Sichtbegutachtung vorgelegt hat. Moroni sieht seine Aussagen bestätigt. Das Gutachten, das der Redaktion vorliegt, belege, dass die Behauptungen des Umweltministeriums in „jeglicher Beziehung falsch“ seien.
Dem Baugutachten zu entnehmen ist, dass „die vorgefundenen Mängel kurz- beziehungsweise mittelfristig behoben werden“ können. Einen Hinweis auf eine Beeinträchtigung der Standsicherheit des gesamten oder auch nur Teilen des Gebäudes gäbe es nicht. Aus statischer Sicht gibt es laut Gutachter keine Bedenken, um das Haus weiterzunutzen. „Eine Gefährdung der Mitarbeiter kann aus den vorgefundenen Mängeln nicht abgeleitet werden.“ Die Fenster sind zwar abgängig und haben auch Feuchtigkeit ins Gebäude gelassen, doch mit witterungsbeständigen Fertigteilen mit entsprechender Betonüberdeckung und -rezepturen“ sei die Schwachstelle zu beheben. Die im Inneren des Hauses vorgefundenen Risse seien vorwiegend optische Mängel.
Das Ingenieurbüro bestätigt, dass die Schäden „bisher nicht durchgeführte, aber übliche Instandhaltungsmaßnahmen, die keine außergewöhnlichen zusätzlichen Baumaßnahmen (zum Erhalt des generellen Gebäudes) mit sich bringen“.
Für ein – im wahrsten Sinne des Wortes – tiefer gehendes Gutachten wären weitere Untersuchungen beziehungsweise Bauteilöffnungen nötig.
Eine Kostenschätzung hat Moroni ebenfalls veranlasst. „Mit einem minimalen Aufwand von Arbeiten“ könne die weitere Nutzung des Gebäudes sichergestellt werden, heißt es in der Berechnung des Baugutachters. Je Fenstersturz schätzt er 1000 Euro, die inneren Schwindrisse zu sanieren mit rund 1500 Euro, Malerarbeit in den Gauben mit 2500 Euro, eine Änderung des Sitzungssaales (Flurwände und zwei Büros einziehen) zirka 12000 Euro, Stahlaußentreppe 22000 Euro, zwei Fenstergitter 1500 Euro und Sonstiges (Statiker) 5000 Euro. Was weder im Gutachten noch in der Kostenschätzung auftaucht, ist die Heizung, die vom Ministerium ebenfalls als Mangel aufgeführt wurde.
Moroni: „Die Bauschäden sind alles leichte, seit vielen Jahren vorhandene und bekannte Bauunterhaltungsmängel in nur geringem Umfang, deren Beseitigung seit vielen Jahren sträflich und bewusst unterlassen wurde.“ Die Behauptungen aus Hannover seien ein rein politisches Instrument, um die FSK zu schließen. „Sachlich, wissenschaftlich und fachlich“ sei die Aufgabe nicht zu rechtfertigen. „Was hier das Umweltministerium auf Kosten von Norderney und Mitarbeitern durchsetzen will, beruht alles auf Schwindel und Fakes des Umweltministeriums“, so Moroni.
In einer Mail räumt Matthias Eichler, Pressesprecher im Niedersächsischen Umweltministerium, am Mittwoch ein: „Der kontinuierliche bauliche Niedergang der Forschungsstelle Norderney hat sich über viele Jahre vollzogen, ohne dass diese Missstände systematisch angegangen worden wären. Sie schlagen sich aktuell in einem unglaublichen Sanierungsstau nieder. Es wurden Jahre verschenkt, um diesen Prozess zu stoppen beziehungsweise eine entsprechende rechtzeitige Sanierung der Substanz in Gang zu setzen.“ In der Landtagsdrucksache 18/7786 würde diese Entwicklung schlaglichtartig nachgezeichnet, bringe aber auch zum Ausdruck, dass Mängel ,teilweise durch Übergangslösungen ausgeräumt‘ wurden, womit das Gebäude eingeschränkt geeignet und übergangsweise nutzbar geblieben sei. Eichler reagiert damit auf die Pressemitteilung von Meta Janssen-Kucz-
„Ungeachtet dieser Baumängel liegt im Übrigen auch ein Gutachten zur Asbestbelastung des Gebäudes vor“, teil Moroni mit. Asbest sei ja ebenfalls als angsttreibend dramatisiert worden. „Mit der Erzeugung von Angst und Panik kann man eben vieles durchsetzen, was ansonsten nicht durchsetzbar wäre“, so Moroni. „Fakt ist bei der Asbestbelastung des Gebäudes der Forschungsstelle, dass diese nur sehr schwach in Form von Chrysotil-Asbestfasern (Weißasbest) ist und daher auch keine erhöhte, sofortige Sanierung für eine Gesundheitsgefahrenabwehr erforderlich macht“. Die Belastung würde im Gutachten in die niedrigste Sanierungsstufe III eingestuft, was eine Beobachtung und Neubewertung in Abständen von fünf Jahren erforderlich mache. Eine weitere Nutzung der betroffenen Räume sei daher weiterhin möglich. Betroffen seien nur einige Bereiche, nicht das ganze Gebäude. „Ergo: Wegen der geringen Asbestbelastung des Hauses besteht keinerlei akute und keine mittel- und langfristige Gesundheitsgefahr für die Mitarbeiter der Forschungsstelle, dass eine sofortige Nutzung des Gebäudes aufgegeben werden muss. Was das Ministerium verbreitet sind daher nur Fake-News“, so Moroni.