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Erstellt:
25. September 2023, 08:00 Uhr
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Ist Segeln eigentlich noch hip?

Segelfreuden kann man im Norderneyer Seglerverein von frühester Jugend an genießen

Ist Segeln eigentlich noch hip?

Norderney Der Segelsport und mit ihm der Norderneyer Seglerverein sind Jahrzehnten aus der Vereinslandschaft der Insel nicht wegzudenken. Aber wie ist es eigentlich um den Nachwuchs bestellt in einer Zeit, wo Kinder die meiste Zeit an der Spielkonsole oder vor dem Fernsehen verbringen. Die Badezeitung unterhielt sich darüber mit dem Jugendwart des Seglervereins Norderney, Markus Wagner, den es vor fünf Jahren der Liebe wegen auf die Insel verschlagen hat.

Herr Wagner, können sie sich einmal kurz vorstellen und wie sie zum Segeln gekommen sind?

Ich bin 45 Jahre alt und bin gebürtiger Kölner. Vor fast 40 Jahren habe ich gemeinsam mit meinem Vater mit dem Segeln begonnen und es hat mich seitdem nie losgelassen. Seit ich auf Norderney lebe, war es für mich selbstverständlich, das es mich wieder aufs Wasser und damit zum Seglerverein zog. Seit fast zwei Jahren gestalte ich als Jugendwart des Vereins die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Jugendarbeit mit, wobei erfolgreich nicht zwangsläufig eine gute Platzierung bei einer Regatta bedeutet, sondern vor allem Freude an dem schönsten Freizeitsport, den ich mir vorstellen kann. Vielleicht wird auch meine Tochter Emma eines Tages davon profitieren, wenn sie motiviert ist.

Das Segeln gehört auf Norderney seit Langem zu den etablierten Sportarten, findet große gesellschaftliche Anerkennung und wird der Jugend praktisch in die Wiege gelegt. Wie ist es bei ihnen um den Segelnachwuchs bestellt?

Wir sind stolz auf die Kinder und Jugendlichen, die gerade in unseren verschiedenen Trainingsgruppen das Segeln erlernen, ihre Fähigkeiten verbessern und die Leidenschaft für das Segeln entdecken. Neben den Kindern, denen das Segeln in die Wiege gelegt wurde, gibt es auch Kinder, die nicht durch Eltern oder Großeltern vorbelastet sind, trotzdem mit dem Segeln begonnen haben und jetzt mit Freude und Ehrgeiz dabei sind. Dass dies möglich ist, verdanken wir unserer großen Trainercrew. In allen Gruppen, den Optimisten, der Teenyjolle und der großen Jollengruppe haben wir gleich mehrere engagierte und erfahrene Trainer, die gern auch noch dem ein oder anderen Interessierten das Segeln näher bringen. Dazu kann ich nur ermuntern: Einfach mal ausprobieren.

Gleich mal eine etwas provozierende Frage. Die Jugend hat heute ein wesentlich größeres Freizeitangebot als noch vor Jahrzehnten. Was spricht da eigentlich noch für das Segeln?

Dieser Herausforderung muss sich ja nicht nur der Segelsport stellen. Neben dem grundsätzlichen Wandel hat die Coronapandemie zusätzlich zu einem Umbruch beigetragen. Ich möchte gern die Frage damit beantworten, was meines Erachtens tatsächlich dagegen spricht. Man kann nicht mal eben schnell segeln gehen, das Boot muss vorbereitet werden, man braucht einen Plan, muss aufmerksam seine Umwelt wahrnehmen und zum Schluss das Boot wieder aufklaren. Aber auch genau das ist einer von unzähligen Gründen, warum Segeln der richtige Sport sein kann. Man muss sich auf die Sache einlassen, Geduld haben, lernbereit bleiben, teamfähig sein. Dafür darf man aber auch stolz sein, die Herausforderung ein Boot, nur mit Windkraft im Wattenmeer beherrscht zu haben, gemeistert zu haben. Das kann der Beginn einer Leidenschaft sein, die einen lebenslang begleitet und einen mit vielen „Leidgenossen“ zusammen bringt und verbindet.

Zum Segel gehört neben einer umfassenden praktischen auch eine nicht unwesentlich wenige wichtige theoretische Ausbildung. Was muss man als Jungsegler mitbringen und anschließend noch lernen?

Mitbringen muss man definitiv nur zwei Dinge. Man muss sicher schwimmen können und motiviert sein. Am besten ist, wenn es die eigene Motivation ist und nicht der Wille der Eltern, den letzten freien Tag in der Woche des Kindes noch mit einer weiteren Aktivität zu füllen. Alles andere stellen wir bereit oder wir unterstützen nach besten Kräften. Gerade was das theoretische Wissen betrifft, können wir aus dem Vollen schöpfen. In unserem Verein sind mehrere Jahrhunderte Segelerfahrung aktiv. Personen, die Ihr Wissen gern weitergeben. Nachdem es im letzten Winter eher ruhig zuging, soll es in diesem wieder ein paar theoretische und praktische Einheiten abseits des Wassers geben. Da möchte ich aber noch nicht zu viel verraten.

Markus, wo sehen sie den Segelsport in zehn oder fünfzehn Jahren? Wie muss oder sollte sich das Segeln weiterentwickeln, um für die Kinder von der Insel interessant zu bleiben?

Der Segelsport entwickelt sich ja tendenziell eher evolutionär und weniger revolutionär, abgesehen von einigen Besonderheiten wie das Foilen. In absehbarer Zeit werden die Grundzutaten für einen gelungenen Segeltag immer noch unverändert ein Boot, ein Segel, Wasser, Wind und eine gute Crew sein. Das Drumherum ändert sich natürlich, die eigentliche Aktivität wird jetzt multimedial viel stärker begleitet. Das hat den Segelsport meines Erachtens gepusht. Die Flut an Regulierungen und Auflagen im Wassersport und im Vereinswesen hingegen eher nicht. Was Segeln letztlich für die Kinder attraktiv bleiben lässt, das kann nur einer mit absoluter Sicherheit entscheiden: die Kinder.

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