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4. Dezember 2020, 09:46 Uhr
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Klimakrise bedroht das Weltnaturerbe

Regionen, die einzigartige und erhaltenswürdige Natur beherbergen, werden von der Unesco als Weltnaturerbe ausgezeichnet. Eine Untersuchung ergab, dass 83 der 252 Stätten durch die Klimakrise bedroht sind.

Wattenmeer vor Norderney: Auch diese Gebiete sind durch die globale Erwärmung bedroht.

Wattenmeer vor Norderney: Auch diese Gebiete sind durch die globale Erwärmung bedroht. © Bruns ubr

Norderney/BOS – Während vor sechs Jahren „nur“ ein Viertel der weltweiten Naturerbestätten den Klimaproblemen als größte Bedrohung ausgesetzt waren, ist die globale Erwärmung inzwischen bei einem Drittel der Gebiete eine „hohe oder sehr hohe Bedrohung“. Dies berichtete die Weltnaturschutzunion IUCN am Mittwoch.

Sie hat den Zustand des Weltnaturerbes nun nach 2014 und 2017 zum dritten Mal geprüft. Die Klimakrise beeinträchtige jetzt 83 der heute 252 Stätten, heißt es Vor drei Jahren waren es 62, vor sechs 35. Daneben gibt es. viele weitere Bedrohungen, darunter Tourismus, Abholzung oder Straßenbau. Die IUCN beurteilt zudem die Überlebenschancen aller Stätten nach vier Kategorien: „gut“, „gut mit Bedenken“, „erhebliche Bedenken“ und „kritisch“.


Alarm schlagen die Wissenschaftler beim größten Korallenriff der Welt, dem Great Barrier Reef vor der Nord-
ostküste Australiens. Es befindet sich bei den Überlebensaussichten neu in der höchsten Kategorie „kritisch“. Die Erwärmung und Versauerung des Meeres führt dort zum Absterben der Korallen. Ebenso neu gelistet sind dort die zu Mexiko gehörenden Inseln im Golf von Kalifornien. Schon vor drei Jahren waren in dieser Kategorie auch der Everglades Nationalpark in Florida, der Nationalpark am Turkana-See in Kenia und der tropische Regenwald auf Sumatra in Indonesien.

„Der Bericht zeigt: Klima- und Artenschutz gehen Hand in Hand“, meinte Florian Titze, Experte für Biodiversität bei der Umweltstiftung WWF. „Heizen wir weiter die Klimakrise an, zerstören wir nicht nur unsere Naturdenkmäler, sondern bedrohen die Artenvielfalt weltweit. Diese Verbindung müssen wir umdrehen: Wenn wir zum Beispiel unsere Wälder aufforsten und unsere Moore wieder vernässen, binden wir damit auch CO2.“


Das Weltnaturerbe Wattenmeer an der Nordsee gehört laut der Naturschutzunion ebenfalls zu den betroffenen Regionen mit einer „sehr hohen Bedrohung“ durch die Klimakrise. Die Erwärmung und der steigende Meeresspiegel gefährden es als Brutstätte für Zugvögel. Die Aussichten für das Überleben des Wattenmeers in der absehbaren Zukunft schätzt die Nichtregierungsorganisation aber dennoch als „gut“ ein – wenn die laufenden Erhaltungs- und Schutzvorhaben fortgesetzt werden.


Eine Erfolgsgeschichte ist dagegen der Comoé-Nationalpark im Nordosten der Elfenbeinküste (Afrika). Mit einem besseren Management und internationaler Hilfe hat sich die Lage dort seit 2014 kontinuierlich verbessert. Der Nationalpark ist jetzt bei den Zukunftsaussichten aufgerückt in der Kategorie „gut, mit Bedenken“. Verbessert haben sich auch der Landschaftspark Wulingyuan in China und der Giant’s Causeway („Damm des Riesen“), ein fünf Kilometer langer Damm in Nordirland, wo Tausende Basaltsäulen aus dem Wasser ragen.

Die Folgen der Corona-Pandemie machen sich ebenfalls beim Weltnaturerbe bemerkbar. Das Ausbleiben der Touristen hat zwar einigen Orten gutgetan, aber insgesamt überwiegen die negativen Auswirkungen, wie die IUCN schreibt. Ohne Touristen bleibe etwa das Geld für Ranger in Nationalparks aus und illegale Aktivitäten blühten auf.

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