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18. April 2024, 08:30 Uhr
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Leerstand von Gewerbeflächen ist auch auf Norderney ein Problem

Selbst in bester Lage schließen Geschäfte

Leerstand von Gewerbeflächen ist auch auf Norderney ein Problem

Kurz vor Beginn der Hauptsaison auf der Insel stehen noch immer viele Läden auf Norderney leer – auch in guter Geschäftslage.

Diese Thematik war auch auf der Agenda der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Verkehr. Jürgen Vißer gab einen kurzen Überblick der derzeitigen Inselsituation. Demnach seien 28 Betriebe nicht besetzt. Bürgermeister Frank Ulrichs betonte, dass die Problematik aufseiten der Stadt durchaus bekannt sei. Allerdings könne man es an der eingenommenen Gewerbesteuer nicht feststellen. „Das wird sich vielleicht im Laufe der Zeit auswirken, aber im Augenblick merken wir es nicht“, so Ullrichs.

Informationen vom Profi holte sich der Ausschuss von Norbert Harm, dem Vorsitzender des Einzelhandels in Ostfriesland, der einen kurzen Sachstand zum Thema „Leerstand von Gewerbeflächen“ gab.

Demnach läge für die bundesdeutsche Situation der Leerstand am geänderten Kaufverhalten. Nicht erst seit der Pandemie kaufen weniger Menschen im stationären Einzelhandel ein. Nach einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom kaufen mittlerweile 84 Prozent der Menschen über 16 Jahren online ein. Dazu kommt die Inflation und die Energiekrise. Nachdem seit 2023 bis dato 43000 Geschäfte aufgegeben haben, kommen nach einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) bis Ende 2024 noch einmal 8000 Läden dazu. „Das sind schon enorme Zahlen“, betonte Harm.

„Früher standen die Leute, die einen Laden auf Norderney eröffnen wollten, quasi auf Wartelisten und falls jemand sein Geschäft schloss, war nach spätestens einem Monat jemand anderer drin. Heute ist es so, dass seit der Coronazeit der Leerstand steigt.“

Viele Läden gäben auch auf, weil es unmöglich sei, Personal zu bekommen oder die Miete exorbitant hoch sei, so Harm. Auch werde es jungen Menschen, die sich selbstständig machen wollen, zunehmend schwerer gemacht, da man ohne Eigenkapital so gut wie keine Kredite bekäme.

„Dass der Einzelhandel auf Norderney vom Tourismus geprägt ist, ist kein Geheimnis. Viele Geschäfte machen über 90 Prozent ihres Umsatzes durch Gäste und für viele der Urlauber ist das Einkaufserlebnis Bestandteil ihrer Ferienzeit. Diesem Faktum muss man sich einfach unterordnen“, meint Harm. Dazu gehöre laut Harm auch eine attraktivere Gestaltung der Innenstadt.

In genau die Bresche springt die FDP mit ihrer Aktion zum Leerstand. Pünktlich zur Ausschusssitzung veröffentlichte die FDP auf ihren Internetseiten eine Presseerklärung zum Thema „Leerstand von Gewerberaum“ am Sitzungstag. In diesem Schreiben fordert die FDP ein Einschreiten der Politik und schlägt folgende Maßnahmen vor:

• Die Fraktion fordert eine Ausweisung als Fußgängerzone und gestalterische Umwandlung der Jann-Berghaus-Straße sowie eine Attraktivierung der Poststraße.

•Investitionen in die städtebauliche Umgestaltung, Förderung von Außengastronomie und Ausweisung von Baugebieten für Saisonarbeitnehmerunterkünfte werden als Maßnahmen vorgeschlagen, um die Innenstadt zu beleben. Die Förderung des Einzelhandels durch die öffentliche Hand wird als entscheidend betrachtet, um dem Sterben der Innenstädte entgegenzuwirken. Es wird empfohlen, sich an bewährten Konzepten und Studien zu orientieren, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.

Weiter heißt es in dem Schreiben der FDP, dass es wichtig sei, nach den umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur für Insulaner (Mühlenquartier), sich nun auch wieder verstärkt um die touristische Infrastruktur in der Innenstadt zu kümmern.

Auch sei bekannt, dass die Gastronomie wesentlich zur Anziehungskraft von Innenstädten beitrage. Daher schlägt die FDP vor, dies durch großzügige Erweiterungen der Terrassenplätze weiter zu fördern, um die Innenstadt noch mehr zu einem Erlebnis- und Aufenthaltsraum zu machen.

Den bedeutenden Umwälzung im Einzelhandel, müsse man entschlossen begegnen. Es sei durchaus möglich, dass Norderney sich als touristisches Endziel eine Nische im allgemeinen Innenstadtsterben, bedingt durch den Onlinehandel, bewahren könne. Hier seien die Unternehmer gefragt, neue Konzepte zu entwickeln und all das, was der Internethandel nicht kann, anzubieten, heißt es in dem Schreiben der Liberalen.

Nichtsdestotrotz sei die Förderung des Einzelhandels durch die öffentliche Hand von entscheidender Bedeutung, meint die FDP. Die Förderung koste Geld und sei alleine nur sehr schlecht zu stemmen – allerdings sei Norderney mit dem Phänomen der sterbenden Innenstädten nicht alleine und deshalb gäbe es Bundes- und Landesförderprogramme, an denen man teilnehmen könne. Hierfür sei eine Zuständigkeit bei der Stadtverwaltung nötig, um die Möglichkeiten aufzuzeigen.

Auf der WTV-Ausschusssitzung gab es gegen Ende noch eine Wortmeldung eines Zuhörers, der vorschlug, dass sich alle Verantwortlichen an einen grünen Tisch setzen sollten, um zu sehen, was man gemeinsam erreichen könne. bos

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