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Erstellt:
13. Dezember 2023, 08:00 Uhr
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Neues Norderney-Magazin gibt kontra

Viele Themen der Jubiläumsausgabe sind unpopulär und nicht typisch für ein Hochglanzmagazin

Neues Norderney-Magazin gibt kontra

Man hat es sich nicht leicht gemacht mit der zehnten Ausgabe des viel prämierten Norderney-Magazins des Staatsbades, das in dieser Woche als Jubiläums-Ausgabe heraus gekommen ist. Thematisch hat sich das Heft diesmal dem Begriff „Zeit“ untergeordnet – ein weites Feld. Ebenso weitläufig ist der Themenmix dieser Ausgabe, die wieder in Zusammenarbeit mit den Agenturen Cross Media Solution und Greenbox design entstanden ist.

Dinge ändern sich mit der Zeit – auch auf Norderney. Kurdirektor Wilhelm Loth titelt daher sein Editorial mit „Zeitenwandel“ und geht auf die Veränderungen ein: „Norderney verändert sich mit rasanter Dynamik. Das Dasein und das Gastsein auf der Insel werden nie wieder das sein, was sie in den ,guten alten Zeiten‘ waren. Vor 23 Jahren habe ich begonnen, auf Norderney zu arbeiten. Seither war die Insel stetig in Bewegung – sichtbar und auch hinter den Kulissen“, so Loth.

Die Thematik des Wandels zieht sich durch die gesamte Ausgabe und dabei werden nicht nur die positiven Aspekte thematisiert. Dazu gehört auch das Interview mit dem Nationalpark-Chef Peter Südbeck der über das Nebeneinander von Tourismus und wirtschaftlichen Interessen und dem Ökosystem Wattenmeer sinniert. Der Schönheit der Natur sind die beiden Hauptrisiken Handelsschifffahrt und Klimawandel gegenübergestellt. Der beste Schutz für das Ökosystem sei es, die Natur sich selbst zu überlassen, sagt Südbeck. Schwer durchzuführen im Antlitz der neuesten Daten des beschleunigten Meeresanstieges und des beobachteten veränderten Zugzeiten von Vögeln.

Auch viele andere Themen des Norderney-Magazins schlagen in die Richtung „was unter den Nägeln brennt“ und sind weit weg von der heilen Welt eines Inselparadieses in Hochglanzform. Zum Beispiel jede Form von Hinterlassenschaften, die das Inselbild prägen. Seien es nun Müll, Hundekot oder Zigarettenkippen – drei Dauerbaustellen. Schön beschrieben ist hier der Lebenszyklus eines Hundekotbeutels als Realsatire, denn es ist wirklich unfassbar, dass das Darmendprodukt mühsam mit dem Tütchen aufgesammelt wird, um dann in Plastik verpackt in der Natur zu landen. Es gibt noch Dinge zwischen Himmel und Erde, die einfach nicht erklärbar sind.

Trotz der digitalen Zeiten, in deren Entwicklung sich auch die Branche Tourismus befindet, setzt das Team und Wilhelm Loth ganz bewusst auf das Medium Print – und das seit nunmehr zehn Jahren sehr erfolgreich jährlich erscheint. Zu den Auszeichnungen des Blattes gehören drei „Best of Content Marketing Awards“ und sieben „German Brand Awards“ in verschiedenen Kategorien. Dabei sollen Einheimische und Gäste neben der majestätischen Natur Norderneys immer im Mittelpunkt stehen. Jede Magazinausgabe soll Interna und Menschen vorstellen, die aus verschiedensten Gründen eine besondere Beziehung zur Insel haben. Es soll jedem die Möglichkeit geben, auch hinter die Kulissen zu blicken. Im vorliegenden Heft gelingt dies unter anderem mit der Rubrik „Junge Wilde auf Norderney“. Vorgestellt werden hier Tausendsassa Jannes Hollbach und Kevin Horlitz und Arno Schleuter von der Horlitz GmbH.

Auch der Genussmensch kommt in der neuen Ausgabe nicht zu kurz, die verrät, was sich seit dem letzten Heft so alles getan hat auf der Insel – kulinarisch gemeint. Da darf natürlich auch ein Interview mit Starkoch Nelson Müller nicht fehlen, der in diesem Jahr am Weststrand das „Müllers“ eröffnen konnte. Der Leib- und Seele-Koch verrät darin nicht nur, was er an Norderney liebt, sondern auch am Ruhrgebiet und warum er gern einen Philosophen bekochen würde.

Auch ein wenig Geschichtliches findet Platz in Ausgabe zehn: Seit 225 Jahren ist das Conversationshaus im kommenden Jahr das Herzstück des gesellschaftlichen Insellebens und das Kurtheater wird dem Leser als wohl schönstes Kino des Nordens vorgestellt. Mit einer Beschreibung des Badehauses ist dann einerseits auch der Sprung Richtung Thalasso geschafft, andererseits bleibt das Heft seiner Linie treu, der sich verändernden Realität nicht aus dem Weg zu gehen durch ein Interview mit Anna Kandyba, die mit ihrer Ausbildung als Krankenschwester und Physiotherapeutin im Badehaus als Wellnessmasseurin und Thalasso-Anwenderin im Badehaus seit 2022 arbeitet. Geboren wurde sie 1990 im ukrainischen Krywyj Rih und floh bei Kriegsbeginn aus ihrer Heimat.

Dem Staatsbad ist mit der Jubiläumsausgabe des Norderney-Magazins ein guter Wurf gelungen, denn es ist alles andere als ein glattes Werbeblättchen, das die Insel anpreisen will. Die Informationen sind gepaart mit der Rauheit der gegenwärtigen Realität des Zeitenwandels, aber nur an rauen Dingen bleibt etwas hängen.

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