Anzeige

Anzeige

Zum Artikel

Erstellt:
13. Juni 2024, 07:30 Uhr
Lesedauer:
ca. 2min 19sec

Norderney in der Kaiserzeit

Seit knapp zwei Wochen kann man die „Paläste für Gäste“-Ausstellung besuchen.Foto: Jörg Valentin

Seit knapp zwei Wochen kann man die „Paläste für Gäste“-Ausstellung besuchen.Foto: Jörg Valentin ©

Norderney Eine Ausstellung, die sich wirklich lohnt. Dieses Fazit zogen viele der Besucher der Sonderausstellung „Paläste für Gäste“, die sich für das mondäne Norderney besonders des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts interssieren. Seit knapp zwei Wochen lässt sich die Blütezeit der sogenannten Bäderarchtitektur im Bademuseum anhand von vielen Fotos und Schaubildern nacherleben. Das Seebad Norderney war prägend für seine weißen Prachtbauten mit speziellen Stuck- und Stilelementen des Klassizismus, später dann des Historismus und zuletzt des Jugendstils.

Vieles davon ist heute nur noch zu erahnen oder allenfalls in Rudimenten zu erkennen. Museumsleiter und Stadtarchivar Matthias Pausch und die Bundesfreiwilligendienstleisterin Leah Gehring zeigen sich für die Konzeption und die wohlüberlegte Gestaltung der Ausstellung verantwortlich. Viele dieser Prachtbauten für das finanzstarke Bürgertum sind verschwunden und wurden durch schmucklose Zweckbauten der 1960er- und 1970er-Jahre ersetzt. Sicher nicht jedermanns Geschmack. Aber eben der Zeitgeist. Als „Norderney im Wandel“ und keineswegs als Niedergang überschreibt Stadtarchivar Pausch diese Entwicklung. Am Beispiel der Kaiserstraße lässt sich die Bäderarchitektur jener Zeit gut ablesen. Noch bis heute ist das Panorama der Kaiserstraße mit den um 1900 entstandenen großen Hotelanlagen im Stil der Bäderarchitektur bekannt. Die Entwicklung des Seebades am Ende des 19. Jahrhunderts von einem beschaulichen Seebadeort um 1880 zu einem Weltbad um 1900 lässt sich insbesondere an der Kaiserstraße gut erkennen.

Nach dem Bau der Bremer Häuser 1873 folgten in kurzer Zeit die vollständige Bebauung des Geländes zwischen Kaiserstraße und Friedrichstraße. Anfangs nur einfache zweistöckige Logierhäuser, folgte in den 1880er- und 1890er-Jahren der Bau immer mehr elegantere Hotels „ersten Ranges“ und Villen, vor allem in den verschiedenen Stilen des Historismus.

Die Gebäude im östlichen Teil der Straße wurden von festländischen Unternehmern erbaut. Zu den prominentesten gehören die Bremer Häuser, der Kaiserhof und der Europäische Hof – klanghafte Namen, die auch nach dem Abbruch der ursprünglichen Bauten bis heute weiter bestehen. In der westlichen Hälfte der Straße befanden sich hauptsächlich von Insulanern errichtete Bauten mit der Ausnahme des Hotels Germania, das von der Berliner Gastronomenfamilie Kroll errichtet wurde.

Die Sonderausstellung „Paläste für Gäste“ fasziniert und entführt einen gleichzeitig mit ihrer Chronologie und ihrem Aufbau in eine andere und unbekannte Zeit. Im Rahmen der Ausstellung lässt sich das alte Norderney jener Tage wieder entdecken. Darüber hinaus wollen die Initiatoren animieren, sich einmal selbst auf einen Streifzug durch die Stadt zu machen, um nach Relikten aus den vergangenen Jahrhunderten zu fahnden. Die Ausstellung lässt sich noch bis zum 4. November im Bademuseum bestaunen.jva

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen