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21. September 2023, 10:00 Uhr
Lesedauer:
ca. 2min 54sec

Norderney läuft gegen den Trend

Norderney läuft gegen den Trend

Nach einer Studie verliert das Handwerk kontinuierlich an Attraktivität. Immer weniger junge Menschen wollen sich demnach für eine Handwerksausbildung entscheiden. Grund genug einmal beim Vorsitzenden der Ortshandwerkerschaft Norderney, Dachdeckermeister Andreas Köhn, nachzufragen, wie sich die aktuelle Situation auf der Insel darstellt und wie er die Zukunftsperspektiven seines Berufsstandes beurteilt.

Auf Norderney scheinen die Rahmenbedingungen noch in Ordnung. Sonst wäre das Einvernehmen der vergangenen Mitgliederversammlung bei der Ortshandwerkerschaft kaum erklärbar. Was läuft auf Norderney besser als auf dem Festland?

Wir reden miteinander und respektieren uns gegenseitig. Das ist eigentlich der Schlüssel zu allem und macht hier das Miteinander, das gegenseitige Helfen und die gute Zusammenarbeit aus. So einfach ist das.

Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft verliert das Handwerk immer mehr an Attraktivität. Können Sie das bestätigen?

Können wir so nicht bestätigen. Gerade durch den Zuspruch und der Präsenz in den Medien hat das Handwerk in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und Attraktivität in der Öffentlichkeit gewonnen. Eine Studie der IKK Classic sagt sogar, dass fast 80 Prozent der befragten Handwerkerinnen und Handwerker glücklich in ihrem Beruf und über 86 Prozent stolz auf ihre berufliche Tätigkeit sind. Ich finde, dass im Handwerk die Wertigkeit und die Sinnhaftigkeit der Arbeit besonders stark ausgeprägt sind.

Betriebe, Politik und Verbände sind gefordert, damit das Handwerk in Deutschland eine Renaissance erlebt, einen Beitrag bei der Umsetzung der Megatrends demografischer Wandel, Energiewende sowie der Digitalisierung zu leisten. Wie beurteilen Sie in dieser Hinsicht die Lage vor Ort auf der Insel?

Wir Betriebe auf der Insel waren schon immer stark in der Ausbildung von Fachkräften. Wir haben hier eine gute, moderne und persönliche Struktur, die wir nutzen, um bestmöglich auszubilden. Die Nachfolge in den Betrieben ist auch hier sehr gut organisiert. Viele junge Meisterinnen und Meister sind da und möchten die vorhandenen Betriebe übernehmen. In der Politik sind wir vertreten, was wichtig für die Entwicklung der Insel im Allgemeinen und auch für alle Betriebe ist. Da hier der Wohnraum immer teurer wird und wir daran arbeiten müssen, dass die Insel attraktiv bleibt, dass es hier Spaß macht und bezahlbarer wird hier zu arbeiten und zu wohnen.

Neben dem akuten Fachkräftemangel sind es die Verknappung als auch die Verteuerung der Materialien, die dem Handwerk die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Auf was für Aussichten müssen sich zum Beispiel Hausbesitzer und Mieter für die Zukunft einstellen?

Durch die heutige Politik wird vieles verändert und behindert, deswegen ist der Markt im Neubaubereich ziemlich eingebrochen. Das hat dazu geführt, dass sich die meisten Materialien für den Rohbau, wie Holz und Steine fast wieder zu normalen Preisen zu haben und auch vorrätig sind.

Lohnt da ein Immobilienerwerb überhaupt noch oder fressen einen die Kosten zukünftig auf?

Immobilien lohnen sich immer und vor allem auf Norderney, weil es hier besonders schön ist und das Angebot auch sehr beschränkt ist.

Abschließende Frage mit der Bitte um eine kurze Antwort: Das Handwerk im Jahr 2035. Wie beurteilen Sie die Perspektiven für sich und Ihre vielen anderen Kollegen auf Norderney?

Sehr gut. Wir werden genug Arbeit haben, darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Sanierung und Instandsetzung wird unser Tagewerk werden und da ist hier immer Bedarf. Die Fachkräfte zu bekommen und zu behalten, wird eine große Aufgabe sein. Da müssen wir uns Gedanken machen, wie das neue Verständnis Arbeiten und Freizeit vernünftig in Einklang gebracht werden kann. Die Bürokratie ist hoffentlich weniger geworden. Obwohl, das wird hier in Deutschland wohl leider nicht mehr passieren. Statt Abbau kommen immer noch weitere bürokratische Hürden dazu.

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