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5. Mai 2020, 12:24 Uhr
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Polizei will Präsenz zeigen

Spätestens bis zum Sonntag, 22. März, müssen Urlaubsgäste und Nebenwohnungsinhaber die Insel Norderney verlassen haben. Jetzt will die Polizei durch Präsenz den Vorgang kontrollieren.

Die Verstärkung rollt an. Ab Montag machen sich unberechtigte Touristen strafbar.foto: bohde

Die Verstärkung rollt an. Ab Montag machen sich unberechtigte Touristen strafbar.foto: bohde © Bohde bos

norderney/BOS – Gerüchteweise trägt die Situation des Touristen-Exodus allerdings kuriose Blüten, denn angeblich sollen sich Reisewillige, quasi als Bauarbeiter verkleidet, im Blaumann auf die Fähre nach Norderney „geschummelt“ haben.

Die wasserdichten Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache. Nach der geringen Abreisebereitschaft der Touristen, die offenbar durch die Terminierung des Datums am 25. März keinen Grund sahen, die Insel unverzüglich zu verlassen, hat sich nach der Festsetzung des neuen Datums eine Reisebereitschaft eingestellt. Der Grund für die Verkürzung ist die Tatsache, dass der ursprünglich festgesetzte Rückreisezeitraum eine Gefahr zur weiteren Ausbreitung des Coronavirus darstellt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung des Epidemie-Geschehens ist eine schnelle Abwicklung der Rückreisen erforderlich, um die insulare Bevölkerung zu schützen.

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Stichprobenartige Informationen von Norderneyer Hotels ergeben, dass die Abreisewelle angelaufen ist und der Großteil der Bettenanbieter bereits gästefrei ist. Im „Jann von Norderney“ in der Halemstraße hat sich bereits am Freitag der letzte Gast verabschiedet. „Alles lief bei uns problemlos und alle Gäste haben die Dringlichkeit der Situation verstanden“, heißt es von der Hotelführung. Im „Seesteg“ im Damenpfad herrscht das gleiche Bild. Die Gäste haben Zimmer und Insel verlassen und sich auf den Heimweg gemacht. „Genervt war hier niemand, aber natürlich etwas enttäuscht über die Situation. Aber das wäre ich wohl auch, wenn mein Urlaub unvorhergesehen ins Wasser fällt“, sagt eine Hotelmitarbeiterin. „Man muss sich einfach kurz in die Situation der Gäste versetzen und manchmal braucht es vielleicht ein wenig Zeit, bis man den Ernst der Lage realisiert.“

Auch die Pensionen leeren sich zunehmend. Auch Familie Lorenz. die seit nunmehr 20 Jahren die Pension Weierts in der Kreuzstraße betreibt, ist inzwischen unter sich. „Wir hatten eine Dame, die am Sonntag angereist ist und am Montag wieder auf der Fähre nach Hause war. Die war natürlich traurig, hat aber die Situation verstanden und sofort reagiert“, erklärt Frau Lozenz. „Jeder hat begriffen, dass es sich hier um eine Ausnahmesituation handelt und richtig verärgert über die frühen Abreisetermine war niemand. Verärgert waren jedoch einige Gäste über den Tonfall, der über sie in den sozialen Medien angeschlagen wurde. ,Schmeißt sie doch von der Insel‘ war dort zu lesen oder ,die Insulaner sollen ihr Hausrecht nutzen‘. Solche Kommentare kann ich nicht verstehen“, meint Frau Lorenz. Das gab dann schon einmal Kommentare vonseiten der Gäste wie „Zum Bezahlen sind wir immer noch gut genug“ oder „Man wird einfach vom Hof gejagt wie ein reudiger Hund“.

Diese Kommentare sind durchaus verständlich, gerade wenn man bedenkt, dass sicherlich nicht jeder einzelne Gast über die Situation informiert worden ist. Was heißt es denn, wenn gesagt wird, dass man bis zum 25. März abreisen soll? Doch nichts anderes, als dass man bis zum 25. März bleiben kann. Wer wäre da ob der Häme im Netz als Gast nicht verwirrt? Mit der Festlegung des neuen Termins am 22. März ist diese Unsicherheit verflogen und die Ansage ist klar. Aber es gibt offensichtlich auch schwarze Schafe. Probleme machen der Insel zurzeit offensichtlich einige private Vermieter, wie Polizeisprecherin Wiebke Baden mitteilte: „Wir haben derzeit deutliche Hinweise darauf, dass sich einige Besucher nicht an diese Verfügung halten wollen, beziehungsweise dass einige Vermieter sich darüber hinwegsetzen könnten. Sowohl Vermieter als auch unberechtigte Touristen könnten sich ab Montag strafbar machen, wenn sie weiter dort verbleiben oder unberechtigte Personen beherbergen.

Wir haben Verständnis dafür, dass dort einige Menschen Sorge um ihre Gesundheit oder Existenz haben. Dennoch geht es jetzt darum, die Bevölkerung und das Gesundheitssystem auf der Insel zu schützen.“

Daher würden zusätzliche Polizeikräfte die Inselpolizei ab Sonntag bei der Durchführung der notwendigen Maßnahmen unterstützen, aber auch Lautsprecherdurchsagen durchführen. Auch ab Montag würden die Zusatzkräfte Kontrollen im Bereich der Vermietobjekte durchführen und bei Verstößen Strafanzeigen fertigen. Dann noch angetroffene, unberechtigte Personen werden kostenpflichtig von der Insel verwiesen. Ebenfalls sollen die Campingplätze ab Montag kontrolliert und unberechtigte Personen gebeten werden, den hiesigen Bereich zu verlassen.

„Wir setzen auf die Vernunft der Touristen, die jetzt noch auf der Insel verweilen, da sie natürlich auch künftig gern als Gäste auf die Inseln kommen sollen“, heißt es vonseiten der Polizeidirektion Aurich/Wittmund.

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