Quallen-Chaos auf Norderney - wo kommen die denn plötzlich her?
Es wird geraunt, dass nach dem Geisterschiff die Geister-Quallen kommen...doch das ist Blödsinn, sagt die Wissenschaft. Gleichwohl: Die Tausende Quallen, die am Wochenende angespült wurden, sehen gespenstisch aus. Sind sie gefährlich für den Menschen?

Eklig, aber ungefährlich für den Menschen: Eine Wurzelmundqualle am Strand von Norderney. © noun
Norderney Zu Tausendenden liegen seit dem Wochenende bläuliche Quallen am Weststrand von Norderney. Wer an der Küste aufgewachsen ist, weiß, dass das schon einmal vorkommen kann und dass die Tiere, abhängig von bestimmten Strömungen, am Strand auftauchen können. Ungewöhnlich dabei ist allerdings die Jahreszeit, denn normalerweise tritt das Phänomen der massenhaften Anlandung der Glibbertiere nur im Sommer auf.
Es sind „Wurzelmundquallen“
Karte
Dr. Valeria Bers, Leiterin des Besucherzentrums Watt Welten, erklärt dazu: „Bei den Quallen am Weststrand handelt es sich um sogenannte Wurzelmundquallen“ (Rhizostoma octopus). Sie kann Schirmdurchmesser von bis zu 60 Zentimetern erreichen, ist aber eine für Menschen ungefährliche Art. Das Fortpflanzungsgebiet der Wurzelmundqualle befindet sich - zumindest bisher - nur im Atlantik, im Ärmelkanal und der Elbmündung. Von dort driften die Quallen im Sommer in die Nordsee hinein und erreichen normalerweise von Juli bis Oktober unsere Küsten. Die vorherrschenden Winde der letzten Wochen haben sie nun hier vor Norderney zusammengetrieben“.
Dazu muss man wissen, ass die meisten Quallen Strömungstiere sind, welche sich nicht eigenständig fortbewegen, sondern sich mit der Meeresströmung treiben lassen. Gerade in den letzten Tagen gab es in der Nordsee eine ungewöhnliche Nordwestströmung mit der die Nesseltiere an die Insel kamen.
Warum im November?
In den sozialen Medien wird bereits spekuliert, ob es einen Zusammenhang gebe mit dem „Geisterschiff“, das bekanntlich am Freitag vergangener Woche vom selben Strandabschnitt abtransportiert wurde (wir berichteten). Von einem „Bermuda-Dreick der Nordsee“ ist dort die Rede, in dem ungewöhnliche Dinge passieren. Das ist natürlich völliger Mumpitz.
Neu allerdings ist der ungewöhnliche Zeitpunkt des Auftretens. Dazu erklärt Dr. Bers: „Dass allerdings noch so spät im Jahr so viele Quallen angespült werden, hat vermutlich mehrere Gründe. In diesem Jahr waren die Weltmeere so warm wie nie zuvor, was die Lebensdauer der freischwimmenden Medusenstadien positiv beeinflussen könnte. Aufgrund der Überfischung der Meere nimmt die Anzahl der Fressfeinde der Quallen stetig ab, und auch die Fundamente von Offshore-Windkraftanlagen bieten dem sesshaften Polypenstadium der Nesseltiere ein zusätzliches Siedlungssubstrat und begünstigen damit die Vermehrung“.